was ist ADR

Die Abkürzung "ADR" steht für "alternative dispute resolution" und markiert eine heterogene Kategorie von Techniken und Verfahren, die eine schnelle und wirksame Streit- und Konflikterledigung ermöglichen. Die Eigenschaft "alternative" betont den Unterschied zwischen den Techniken und Verfahren der ADR und denen, die normalerweise in der Justiz angewendet werden.

ADR-Verfahren wie jene, die vor dem Gericht stattfinden, sind Ausdruck der sogennanten “Dreieckigkeit” eines Konfliktes, wobei sich Parteien im Falle von Differenzen an einen neutralen Dritten wenden, um Unterstützung zu bekommen. Im Gegensatz zu einem Gericht ist jedoch der obengenannte neutrale Dritte eine Privatperson und in dieser privaten Atmosphäre verlaufen die Verfahren; dies ermöglicht eine große Flexibilität und Anpassungsfähigkeit.

Grundsätzlich sind 2 Modelle von ADR-Typen zu unterscheiden:
• das "Gerichtsmodell", bei welchem von einem neutralen Dritten erwartet wird, dass er seine Fallauswertung den Parteien vorstellt, die für die Parteien verbindlich (wie im Schiedsverfahren), oder unverbindlich (wie bei einer Expertise, von der die Klärung einer unsicheren 'de facto'- oder 'de jure'-Situation erwartet wird) ist
• das "Verhandlungsmodell", wo der neutrale Dritte das Verhandlungspotential und eine bessere Kommunikation zwischen den Parteien unterstützt (wie bei der vereinfachten Mediation und den verschiedenen Formen des simulierten Rechtsstreits)

Die ADR-Techniken werden zunehmend für die Vorteile geschätzt, die sie sowohl den Parteien (in Bezug auf Zeit- und Kostenersparnisse), als auch dem öffentlichen Justizsystem (durch die Reduktion des richterlichen Rückstandes) bringen.

Die Haupttechniken des ADR

Das Schiedsverfahren
Das Schiedsverfahren ist eine Methode, die darauf abzielt, den Parteien in einer Konfliktsituation eine endgültige Entscheidung zu geben. Funktionell gesehen, steht dieses Verfahren dem Gerichtsverfahren gleich und stellt somit eine Alternative dar. Andererseits kann es in manchen Situationen als ein Verfahren betrachtet werden, das die Autonomie der Parteien übersteigt; im Allgemeinen ist dies Verfahren jedoch viel flexibler, einfacher und schneller. Außerdem erlaubt es den Parteien, sich an einen neutralen Dritten zu wenden, der ein Kenner der Streitmaterie ist. Obwohl die Zuarbeit beim Schiedsverfahren von einem unabhängigen Dritten geleistet wird, haben die Schiedsentscheidungen im Allgemeinen den Status eines Gerichtsurteils und sind endgültig. Auf der internationalen Ebene bekommt das Schiedsverfahren eine noch größere Anerkennung als die Gerichtsentscheidung.

Besondere Schiedsverfahren
Dank seiner flexiblen Natur kann ein Standardschiedsverfahren zu individuellen Bedürfnissen der Partei angepasst werden. Beispielsweise ist die Entscheidung bei der sogenannten Hi-Lo Schlichtung nur dann bindend, wenn sie einer der im Spektrum angegebenen Entscheidungsmöglichkeiten entspricht – entweder wird diese seitens der Parteien dem Schiedsrichter bekannt gegeben oder nicht. Bei der sogennanten Baseball-Arbitration ist die Entscheidung des Schiedsrichters weitaus beschränkter, da hier nur eine Wahlmöglichkeit zwischen den von den Parteien vorgestellten Positionen besteht. Dagegen treffen die Schiedsrichter bei dem 'Dokuments-based'-Schiedsverfahren ihre. Entscheidungen auf Grundlage der schriftlichen Vorlagen der Parteien. Das Fast-track-Schiedsverfahren ist ein besonders schnelles Verfahren.

Das Mini-trial
Das Mini- trial ist ein simuliertes Verfahren, bei dem sich die Spitzenvertreter der Parteien mit einem Experten in Rechtsangelegenheiten (üblicherweise mit einem Richter im Ruhestand) treffen. Die Idee dahinter ist die, daß solch ein Treffen den Parteien eine realistische Vorstellung geben soll, wohin eine wirkliche Gerichtsverhandlung führen kann, und es den Parteien ermöglichen, eine günstige Alternativlösung auszuhandeln.

Die Expertise
Das Verfahren für die Ausstellung eines Gutachtens erlaubt den uneinigen Parteien, eine unsichere Situation von einem Experten klären zu lassen. Dies kann dank des Wissens von vorher unbekannten Tatsachen (wie mit der Early Neutral Evaluation) zu fruchtbaren Verhandlungen führen, oder als eine Klärung angewendet werden, die unterschiedlich bindend sein kann (z.B. bei Streitfällen aus dem Baubereich sind die Schiedsrichterentscheidungen oder die Entscheidungen von Dispute Review Board endgültig, es sei denn, dass sie innerhalb einer bestimmten Frist angefochten werden).

Facilitation
Ein Verfahren, bei dem Dritte die Verhandlungen zwischen die Parteien erleichteren oder deren Anwesenheit den Kommunikationsprozess zwischen ihnen verbessert, um die Schwierigkeiten zu vermeiden, die den Kommunikationsprozess blockieren.

Mediation
Die Mediation ist ein Prozess, in dem ein oder mehrere neutrale Dritte in den Konflikt eingreifen, denen jedoch keine Entscheidungsgewalt zugesprochen wurde. Die Modalitäten der Eingriffsarten unterscheiden sich entsprechend in der vom Mediator übernommenen Verhandlungsweise. Die Mediatoren der Quadra werden ermutigt, eine “Vorgehensweise der Umgestaltung” ('transformative approach') auszuüben, um den Parteien das Finden einer eigenen Problemlösung und das Verstehen der Rechte der Gegenpartei zu ermöglichen (das sogennante 'empowerment'; Stärkung), sowie um eine Transformation des vorhergehenden Verfahrens der Konfliktbewältigung zu bewirken. Solch eine Vorgehensweise fördert die Konfliktparteien beim Treffen der Entscheidungen, und hilft ihnen, die Kontrolle über die Situation zu behalten.

Hybride und Multi-tier-ADR
Manchmal nimmt die ADR eine hybride Form an. Beispielsweise besteht der Prozess beim med-arb-Verfahren aus einer Form von Mediation, bei der anschließend ein Schiedsverfahren stattfindet, falls keine Einigung erreicht werden kann (der Mediator kann aber muss nicht in der Funktion eines Schiedsrichters stehen). Die Multi-tier vertragliche Klausel kann die Anwendung verschiedener ADR-Mechanismen antizipieren.